Gruppenrollen – Definition, Faktoren und Rollen

Gruppenrollen

Erstellt von Kristine Schmeizl

Kategorie: Erzieherwissen

28.08.2022

Eine Gruppe ist ein Zusammenschluss von mehreren Menschen, welche sich zusammengehörig fühlen oder welche ein gemeinsames Ziel verfolgen. Es lassen sich unterschiedliche Gruppenrollen in einer Gruppe finden. Gruppenkonflikte könne daher häufig auftreten, da jede Rolle anders ist.

Dabei hat jede Rolle eine andere Aufgabe, welche alle wesentlicher Bestandteil für die Zusammenarbeit im Team sind. Erzieher, Kinder, Jugendliche und Erwachsene nehmen eine Rolle ein:

  • Anführer
  • Mitläufer
  • Opponent
  • Außenseiter
  • Sündenbock
  • Clown

💡 Die eigene Rolle kann dabei in unterschiedlichen Gruppen verschieden sein und sich auch innerhalb einer Gruppe mit der Dynamik der Gruppe verändern.

❗ Wichtig ist es immer, das Warum einer Rolle herauszufinden und wenn möglich, Hilfestellung zu leisten. In der täglichen Arbeit im Kindergarten, in der Krippe als Erzieher und Erzieherin treffen wir auf verschiedene Menschen. Jeder einzelne Mensch ist individuell, verhält sich anders und arbeitet anders.

Um eine gute Zusammenarbeit im Team, in der Gruppe, in Kontakt mit Eltern, kollegial zu leisten, ist jede Rolle von wichtiger Bedeutung in der Pädagogik. Mehr über die Rollen in der Gruppe, einzelne Aufgaben und die Bedeutung von Rollen erfährst du in diesem Artikel.

Gruppenrollen - Die Rollen in einer Gruppe | einfach erklärt!

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Was versteht man unter einer Gruppe?

💡 Eine Gruppe ist ein Zusammenschluss von mehreren Menschen, welche sich zusammengehörig fühlen, oder welche ein gemeinsames Ziel verfolgen. Dabei hat jedes Mitglied in einer Gruppe eine oder manchmal auch mehrere Rollen.

Die eigene Rolle kann dabei in unterschiedlichen Gruppen verschieden sein und sich auch innerhalb einer Gruppe mit der Dynamik der Gruppe verändern.

Von welchen Faktoren sind Rollen anhängig?

Rollen sind nicht starr oder fest vergeben, sondern flexibel. Das liegt daran, dass die jeweilige Rolle von verschiedenen Faktoren abhängig ist:

  • vom jeweiligen Thema, mit dem sich die Gruppe gerade beschäftigt
  • vom Einfluss über materielle, notwendige Dinge, die die Gruppe braucht
  • von der Persönlichkeit des Einzelnen
  • und von der Gruppenkonstellation, also davon, welche anderen Personen und Persönlichkeiten auch Mitglied in der Gruppe sind

💡 Die Rollen in der Gruppe werden jedem Einzelnen von den anderen Mitgliedern oft unbewusst zugeschrieben und von der Person ebenfalls oft unbewusst selbst gewählt.

▶️ Rollenzuschreibungen sind also nichts Objektives, sondern hängen immer von der eigenen Sichtweise und der Sichtweise des anderen auf die Gruppe ab.

Welche Aufgabe hat der Gruppenleiter?

Um diesen Vorgang sichtbar zu machen und als Gruppenleiter angemessen reagieren zu können, lohnt es sich, die verschiedenen Rollen zu erkennen und zu benennen. Diese Rollen sind Idealtypen und kommen in der Praxis meist nicht in Reinform vor.

❌ Es geht nicht darum, einzelne Gruppenmitglieder in eine Schublade zu stecken und ihnen klare, eindeutige Rollen zuschreiben zu können.

✅ Es geht darum, ihr Verhalten besser verstehen zu können, mehr Handlungssicherheit im Umgang zu erlangen und gelassener im Alltag reagieren zu können. Einzelne Verhaltensweisen oder Neigungen spiegeln die Rollenbeschreibungen jedoch sehr gut.

Welche Rollen werden unterschieden?

Wir unterscheiden zwischen Anführer, Mitläufer, Opponent, Außenseiter, Sündenbock und Clown

Der Anführer

  • Der Anführer hat Einfluss in der Gruppe, da er die Themen repräsentiert, die gerade in der Gruppe im Trend liegen
  • Er zwingt der Gruppe nicht seinen Willen auf, sondern steht für die Themen, die von der Gruppe gewünscht werden. So wird er zum Sprecher der Gruppe
  • Der Gruppenleiter sollte den Anführer daher als Sprecher in der Gruppe akzeptieren, Konflikte friedlich austragen und gemeinsam mit ihm eine Lösung finden, die für beide Seiten zufriedenstellend ist
Anführer
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Der Mitläufer

  • Der Mitläufer ist zurückhaltend, schließt sich der Meinung und Entscheidung der Gesamtgruppe an und möchte dazugehören
  • Er bringt keine eigenen Themen in die Gruppe an und ist eher wankelmütig, solange die Machtverhältnisse nicht geklärt sind
  • Der Gruppenleiter bekommt es daher zu seiner Aufgabe, den Mitläufer immer wieder nach seiner persönlichen Meinung zu fragen, ihn bei der Formulierung eigener Standpunkte zu unterstützen und sich geduldig zu zeigen
Mitläufer
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Der Opponent

  • Der Opponent hat als starkes Mitglied Leitungsqualitäten und dadurch eine besondere Beziehung zum Gruppenführer
  • Er ist jedoch nicht zum Führer geworden und macht diesem oft unbewusst die Position streitig
  • Außerdem ist dieser des Öfteren für soziale Kontakte verantwortlich
  • Der Gruppenleiter sollte demzufolge, ruhig und sachlich mit der Kritik umgehen und ihn ermutigen, die Kritik sachlich und ruhig vorzutragen
Opponent
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Der Außenseiter

  • Der Außenseiter vertritt oft Themen, die eher am Rand der Gruppe stehen und für sie nicht von großer Bedeutung sind
  • Er ist Einzelgänger und wird von der Gruppe ausgeschlossen bzw. schließt sich teilweise auch selbst aus
  • Als Gruppenleiter solltest du ihm Aufmerksamkeit schenken, seine Position für eine Perspektivübernahme nutzen und ihm das Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung zu vermitteln
Außenseiter
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Der Sündenbock

  • Der Sündenbock ist das Gegenstück zum inoffiziellen Führer
  • Er steht für Tabuthemen, die die Gruppe als bedrohlich oder heikel empfindet. Daher wird er bekämpft, ausgeschlossen, hat kaum Freunde und kann sich nicht wehren
  • Auch, wenn es so scheint, will die Gruppe den Sündenbock nicht loswerden. Sie braucht ihn, damit die Gruppe stabil und sicher bleibt. Und er hat Einfluss für die Themen, vor denen die Gruppe sich fürchtet
  • Wichtig ist es hier herauszufinden, vor welchen Themen die Gruppe Angst hat. Dazu sollte man die Gruppe betrachten und Vermutungen aufstellen, wofür der Sündenbock steht. Allerdings sollte man ihn nicht ins Rampenlicht stellen, um ihn nicht zusätzlich zu belasten
Sündenbock
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Der Clown

  • Ein Clown versucht sich durch Späße und Lacher beliebt zu machen
  • Oft steckt dahinter aber die Angst, ohne Aufmerksamkeit zum Außenseiter zu werden
  • Daher nimmt die Person in der Rolle eines Clowns, auch in Kauf, sich selber lächerlich zu machen (was ihm lieber ist, als unbeachtet zu bleiben)
  • Ein Clown benötigt Chancen auch ernsthaftes beizutragen und er Lob für sein Verhalten
Clown
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Welche Rollen werden unterschieden?

Rollen übernehmen gehört zum Leben von Gruppen. Menschen verhalten sich, Menschen ohne Rollen gibt es nicht. Dies ist zunächst eine Feststellung.

Der Vorgang der Rollenübernahme kann jedoch bewertet werden nach der Art und Weise, wie er erfolgt und nach der Wirkung, die er auf die Betroffenen und die gesamte Gruppe hat.

Dazu kann sich die Gruppenleitung u.a. mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

1) Spielt jemand in der Gruppe nur eine Rolle und bleibt dadurch einseitig festgelegt?

2) Hat einer eine Rolle, die ihm sogar schadet, indem z.B. sein Selbstwertgefühl verletzt wird?

3) Welche Wirkung hat das Zusammenspiel aller Rollen in der Gruppe auf alle Mitglieder?

🎯 Fakt ist: Die Rollen sollten überprüft und nicht auf ewig festgelegt werden

✅ Es gilt immer: Das WARUM einer Rolle herauszufinden. Herauszufinden, warum eine Person diese bestimmte Rolle einnimmt und ihr dementsprechend, wenn möglich und notwendig, angemessene Hilfe anzubieten und sie nicht aufgrund ihres Verhaltens zu verurteilen.


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2 Kommentare

  1. Kerstin

    Können Sie eine Quelle nennen? Wer hat diese Rollen in Gruppen so beschrieben?

    Antworten
    • Kristine Schmeizl

      Hallo liebe Kerstin,
      eine gute Quelle ist hier Kapitel 3. Wobei die Gruppenrollen oft nicht exakt gleich beschrieben werden. Beispielsweise fehlt in dieser Quelle der Clown. Dieser wird z.B. hier beschrieben.

      Antworten

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