Erziehungsziele in der Kita | Definition + Beispiele

Erziehungsziele

Erstellt von Kristine Schmeizl

Kategorie: Erzieherwissen

18.10.2022

Erziehungsziele begleiten die Erziehung und stehen im engen Zusammenspiel mit Werten und Normen. Was sind Erziehungsziele? Was versteht man unter Werten und Normen? Welche Funktion und Begründung haben Erziehungsziele? Welche Probleme können auftreten und was versteht man unter pädagogischer Mündigkeit?

Die Selbstkompetenz, Sachkompetenz und Sozialkompetenz bilden die Basis. Wertewandel, Wertepluralismus, Sozialisation, Personalisation und Enkulturation sind in diesem Zusammenhang engläufige Begriffe. Das alles und mehr erfährst du in diesem Artikel.

Erziehungsziele - Was sind Erziehungsziele? | einfach erklärt

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Um das ganze ein wenig zu vereinfachen, starten wir mit einem kurzen Beispiel:

Das ist Leon. Leon schlägt mit dem Löffel auf den Teller und erzeugt laute Geräusche.

Beispiel
Erziehungsziele in der Kita | Definition + Beispiele 7

Leons Mutter sagt: „Das ist zu laut“ und das Baby wacht auf. Sie fordert Leon auf, mit dem Schlagen aufzuhören. Leon macht trotzdem weiter und die Mutter nimmt ihm den Löffel und den Teller weg.

Was sind Erziehungsziele?

  • Erziehungsziele geben Auskunft darüber, wie sich der zu Erziehende in Zukunft verhalten sollen
  • Sie beinhalten das Anstreben eines erwünschten Zustands bzw. das Überwinden eines unerwünschten Zustands.
  • Das Anstreben eines erwünschten Zustands wird als Soll-Zustand bezeichnet. Leon soll keinen Lärm machen.

Soziale Wert- und Normvorstellungen spielen bei dem Setzen unserer Erziehungsziele eine entscheidende Rolle. Die Werte und Normen orientieren sich an der Gesellschaft und verändern sich im Laufe der Zeit.

➤ Das bedeutet, dass z.B. in den 50- er Jahren bestimmte Werte oder Normen von höherer Gewichtung waren als heute und demnach die Erziehungsziele angepasst oder andere waren.

Erziehungsziele sind bewusst gesetzte Werte und Normen über das Ergebnis der Erziehung und geben Auskunft darüber, wie sich der Mensch zukünftig verhalten soll.

Aus Werten und Normen ergeben sich Erziehungsziele

Werte sind Grundüberzeugungen von Menschen, mit denen man das Leben bestreitet und Vorstellungen darüber, was in der Gesellschaft als wünschenswert erscheint. So entwickelt jeder seine individuellen Werte und setzt sich eigene Prioritäten.

➤ Leons Mutter achtet die Bedürfnisse des Babys und fordert, dass Leon leise ist. Hier ist der Wert: Achtung des Babys

Normen hingegen beschreiben Verhaltensregeln von Menschen in einer Gesellschaft.

Es handelt sich dabei also um Verhaltensweisen von Menschen, die in einer bestimmten Situation von der bestimmten Personen gezeigt werden sollen.

➤ Dies führt zur sozialen Erwartungshaltung der Mutter, dass Leon leise sein soll.

Wichtig ist! Erziehungsziele müssen immer begründet werden!

Ich kann nämlich nicht eine bestimmte Verhaltenserwartung haben, sondern ich muss dies immer pädagogisch begründen.

Wir unterscheiden zwischen der …

  • wertphilisophischen
  • anthropologischen
  • normativen
  • pragmatischen

… Begründung

Bei der wertphilosophischen orientieren sich gesetzte Erziehungsziele an der Würde des Menschen. Jedes einzelne Kind hat ein Recht auf Bildung.

Bei der anthropologischen steht das Wesen des Menschen im Vordergrund. Ich muss mir die Frage stellen: Kann das Kind DAS bereits lernen oder dauert es noch ein paar Jahre?

Die normative Begründung besagt, dass Erziehungsziele sich am Zusammenleben der notwendigen Werte und Normen richten. Was genau lernt das Kind hier fürs Zusammenleben?

Die pragmatische Begründung orientiert sich an anstehenden Aufgaben und Problemen der Zeit. Welche Kompetenzen erwerbt das Kind hier?

Probleme im Zusammenhang mit Erziehungszielen können dann auftreten, wenn es zum selben Sachverhalt verschiedene Ansichten gibt. Dies führt zu Unsicherheit.

➤ Leons Mutter ist der Meinung: Leon ist zu laut. Wenn der Vater hingegen Leons Verhalten unterstützt, so weiß Leon nicht, was er machen soll.

Verschiedenen Wert- und Normvorstellungen werden als Werte und Normenpluralismus bezeichnet.

Erziehungsziele müssen demnach …

Erziehungsziele
Erziehungsziele in der Kita | Definition + Beispiele 8

Welche Faktoren stecken dahinter?

Organisation wird ermöglicht

Der Erzieher schafft Klarheit über den Weg der Erziehung und lässt angemessene Mittel einfließen, um den zu Erziehenden zu unterstützen. Er gibt dem zu Erziehenden Auskunft darüber, was er tun soll.

➤ Die Mutter fordert Leon auf, nicht mehr mit dem Löffel auf den Teller zu schlagen

  • Erziehungsziele dienen der Orientierungshilfe und außerdem der Reflexion unseres erzieherischen Verhaltens
  • Die Ziele können wir dabei auf Effektivität überprüft und zeigen auf, welche Konsequenzen erreicht wurden oder, ob Verhaltensweisen korrigiert werden müssen

Pädagogische Mündigkeit

Mündigkeit bedeutet Kompetenz im dreifachen Sinne und bezieht sich auf die Kompetenz in drei verschiedenen Bereichen.

Pädagogische Mündigkeit ist ein Prozess und umfasst die:

  • Sachkompetenz
  • Selbstkompetenz
  • Sozialkompetenz

Alle 3 Kompetenzbereiche beinhalten die Fähigkeit und das Vermögen, Aufgaben und Probleme fachkundig bewältigen zu können:

  • Die Sachkompetenz (Enkulturation) beschreibt die Fähigkeiten im Umgang mit der dinglichen Welt, die für die Bewältigung der Sachwelt in Beruf, Politik und Umwelt erforderlich sind
  • Die Selbstkompetenz (Personalisation) zielt auf den Umgang mit sich und dem eigenen Leben, um seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln
  • Die Sozialkompetenz (Sozialisation) zielt auf den Umgang mit anderen Menschen, um das soziale Leben in Beziehungen, Familie, Schule oder Betrieb zu bewältigen. Miteingeschlossen wird die Fähigkeit zur erfolgreichen Kooperation und Kommunikation

Mündigkeit ist aus pädagogischer Sicht ein Prozess, der unabschließbar ist und ein lebenslanges Weiter- und Umlernen erfordert.


Themenvorstellung

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